Natur in die Bilanz: Warum der EU-Fahrplan für Naturgutschriften eine Chance ist – mit Bedingungen
Am 7. Juli 2025 hat die Europäische Kommission ihre Roadmap towards Nature Credits veröffentlicht – eine strategische Initiative, um private Investitionen in naturpositive Maßnahmen zu fördern. Die Idee: Unternehmen, Investoren, Kommunen und andere Akteure sollen künftig zertifizierte Gutschriften für Maßnahmen wie Renaturierung, Moorwiedervernässung, Wiederaufforstung oder Habitatverbesserung erhalten. Diese Naturgutschriften könnten gehandelt, bilanziert und als Beitrag zur Biodiversität genutzt werden.
Die offizielle Konsultation läuft hier: EU-Konsultationsseite: Roadmap towards Nature Credits
Was steht im Fahrplan? (Kurzüberblick)
- Freiwillige Teilnahme, ergänzend zur öffentlichen Finanzierung
- Ein Expert*innengremium entwickelt Standards und Governance
- Pilotprojekte in Frankreich und Estland
- 10 % des EU-Haushalts 2026/27 für Biodiversität, Verdoppelung externer Finanzierung
- Integrität, Transparenz und Vermeidung von Greenwashing als zentrale Prinzipien
Wo liegen die Chancen?
- Zusätzliche Mittel für Renaturierung: Schließt Finanzierungslücken.
- Anreizwirkung und Sichtbarkeit: Natur wird Teil der Bilanz.
- Unterstützung für Akteure vor Ort: Gemeinden, Landwirt*innen, NGOs profitieren.
- Innovation: Neue Methoden und Monitoring entstehen.
Welche Risiken und Kritik sollten nicht übersehen werden?
- Greenwashing-Gefahr & Ablasshandel
- Hohe Kosten & Überkomplexität
- Nachweis der Zusätzlichkeit schwierig
- Langfristigkeit & Permanenz oft unklar
- Gefahr wirtschaftlicher Nutzung statt echter Renaturierung
- Outsourcing von Verantwortung außerhalb Europas
- Staatliche Verantwortung könnte abnehmen
- Marktlogik passt nicht immer zur Natur
- Unklare Governance & Kontrolle
Unsere Position als eMission-X: Bedingungen für Erfolg
Bedingung | Begründung |
---|---|
Einfache & kostengünstige Zertifizierung | Auch kleine und gemeinnützige Projekte müssen mitmachen können |
Ausschluss wirtschaftlicher Nutzung | Nur echte Renaturierung darf honoriert werden |
Nachträgliche Anerkennung existierender Flächen | Pionierarbeit muss gewürdigt werden |
Geografische Begrenzung auf Europa | Rechtssicherheit, Kontrolle und Verantwortung im eigenen Raum |
Langfristige Vertragsbindung | Natur braucht Zeit – kurzfristige Verträge genügen nicht |
Vermeidung von Greenwashing | Transparente Regeln & unabhängige Kontrolle |
Kombination mit gesetzlichen Verpflichtungen | Gutschriften dürfen keine Ausrede sein |
Was Du tun kannst
- Beteiligung: An der EU-Konsultation teilnehmen (bis 30. September 2025)
- Bekanntmachen: Beitrag teilen, Stakeholder einladen
- Projektvorbereitung: Über Flächen, Methoden und Partnerschaften nachdenken
- Vernetzung: Kooperation mit NGOs, Forschung & Behörden
Fazit
Der EU-Fahrplan für Naturgutschriften ist ein mutiger Schritt. Er könnte neue Finanzströme für Biodiversität mobilisieren und Natur stärker in wirtschaftliche Überlegungen einbinden. Doch der Erfolg hängt davon ab, ob das Instrument mit Integrität, Transparenz, Fairness und Rechtssicherheit gestaltet wird.
eMission-X begleitet diesen Prozess kritisch und konstruktiv – für echte Wirkung und mehr Natur in Europa.